Die Autoren:
Mag. Dominik Gruber
ist Soziologe und Pädagoge sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter von pro mente Oberösterreich und Lektor an der Abteilung Soziologie der Universität Salzburg.
Maria Magdalena Schaireiter BSC MSc
ist Psychologin und freie Mitareiterin von pro mente Oberösterreich sowie Mitarbeiterin an der Beratungsstelle für Klinische Psychotherapie und Gesundheitspsychologie der Universität Salzburg.
Susanne Mitterlehner BA BSc MSc
ist Psychologin und Pädagogin sowie freie Mitarbeiterin bei pro mente Oberösterreich und soziotherapeutische Trainerin bei pro mente Salzburg.
KURZFASSUNG
Psychische Erkrankungen nehmen europaweit zu. Auch die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen aufgrund von psychischen Problemen bzw. Störungen ist im Steigen begriffen. Dies ist unter anderem ein Grund dafür, dass die österreichischen Sozialversicherungsträger ein Strategiepapier entwickelt haben, um – neben anderen Maßnahmen – adäquate Leistungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen anzubieten. In dem Review-Artikel wird der Frage nachgegangen, inwieweit kurze Weiterbildungsmaßnahmen für Hausärzte zum Thema psychische Gesundheit die Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen verbessern können. Dafür wurde ein systematischer Review mit internationaler Ausrichtung erstellt (mit Fokus auf F3- und F4-Diagnosen der ICD-10). Auf der Grundlage einer systematischen Recherche in den Datenbanken PUBMED und COCHRANE LIBRARY konnten insgesamt fünf Reviews und Metaanalysen sowie zwölf Primärstudien identifiziert werden.
Die Analyse der Studien zeigte, dass sich die hausärztliche Versorgung psychisch erkrankter Menschen durch kurze Weiterbildungsmaßnahmen nicht oder nicht maßgeblich verbessern lässt. Im Vergleich zu Standardbehandlungen ergeben sich in der Regel keine signifikanten Verbesserungen in Hinblick auf klinische Outcomes, Diagnosequalität, Heilmittelverschreibung und Krankschreibungen. Dennoch gibt es Hinweise, dass der behandlungsbezogene Prozess durch Weiterbildung optimiert werden kann. Klassische Maßnahmen der Weiterbildung sind daher als notwendige, jedoch nicht als hinreichende Bestandteile für die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen in der hausärztlichen Praxis zu betrachten.