Namhafte Experten präsentieren aktuelle Fakten zu einem viel diskutierten Thema. Die Sozialversicherung will damit einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol fördern.
Österreich ist ein Land, in dem es dazugehört, ab und zu ein Glas Bier oder Wein zu trinken. Doch der Weg vom Genuss über die Gewohnheit bis hin zum Problem der Sucht ist kürzer, als viele glauben. Wo liegt die Grenze? Und wieso überschreiten viele Menschen diese Grenze, werden abhängig, leiden an körperlichen und psychischen Problemen als Folge des Trinkens? Diese und viele andere Fragen beantwortet der neue Ratgeber „Alkohol –zwischen Genuss und Gefahr“, den der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträgerin seiner Buchreihe „Gesund werden. Gesund bleiben“ am 4. Mai anlässlich einer Pressekonferenz präsentierte.
Sensibilisierung und Information
„Alkohol ist ein heikles Thema, nicht zuletzt deshalb, weil es so widersprüchlich besetzt ist. Einerseits gehören alkoholische Getränke wie Wein oder Bier zweifellos zum österreichischen Alltag und stellen auch einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Andererseits haben in unserem Land 14 Prozent der Bevölkerung einen problematischen Umgang mit Alkohol, rund fünf Prozent sind sogar alkoholabhängig“, so Mag. Alexander Hagenauer, stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband.
Die Autoren Univ.-Prof. Dr. Sergei Mechtcheriakov, Dr. Alfred Uhl und Mag. Lisa Brunner zeigen in diesem praxisbezogenen Buch Wege auf, die aus der Alkoholkrankheit herausführen, und Methoden, die verhindern, dass es überhaupt so weit kommt. Diese in einfacher Sprache verfassten Informationen sollen dazu beitragen, auf breiter Ebene zu sensibilisieren.
Jeder fünfte Österreicherin der Gefahrenzone
Die Mehrheit der Österreicher hat jedoch keine Probleme mit dem Alkohol. „Entweder sie konsumieren alkoholische Getränke in Mengen, die keine Gefahr für die Gesundheit darstellen, oder sie verzichten komplett darauf. Doch ungefähr jeder fünfte Österreicher befindet sich in der Gefahrenzone des schädlichen Alkoholgebrauchs und jeder zwanzigste ist sogar alkoholkrank“, so Univ.-Prof.Dr. Sergei Mechtcheriakov, leitender Oberarzt in der Universitätsklinik Innsbruck.
Im Ratgeber wird aktuelles und relevantes Wissen über Alkohol und die Alkoholkrankheit zusammengefasst. Für Menschen mit Alkoholkrankheit werden Wege beschrieben, wieder die Oberhand zu gewinnen. Und für Menschen, die sich in der Gefahr befinden, alkoholkrank zu werden, zeigt der Ratgeber Möglichkeiten auf, die ersten Anzeichen einer Alkoholabhängigkeit zu erkennen und dieser frühzeitig entgegenzuwirken. Auch für jene, die selbst keine Probleme mit Alkohol haben, wird Wissenswertes über die vielseitigen Auswirkungen von Alkohol beschrieben. „Betrachtet man die Entwicklung des Alkoholkonsums über die letzten Jahrzehnte, so kann man feststellen,dass mit dem steigenden Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg der durchschnittliche Alkoholkonsum bis 1970 kontinuierlich gestiegen und seit 1970 um rund ein Viertel zurückgegangen ist“, so Dr. Alfred Uhl, Gesundheitspsychologe und Abteilungsleiter-Stellvertreter des Kompetenzzentrums Sucht der Gesundheit Österreich GmbH. „Da der Alkoholkonsum in den Hochkonsumländern Frankreich und Italien – der 1970 fast doppelt so hoch war wie in Österreich – noch viel stärker zurückgegangen ist, nimmt Österreich trotz deutlichen Rückgangs in der EU heute einen der Spitzenplätze ein“, so Uhl weiter.
Sucht als dynamischen Prozess begreifen und präventiv agieren
„Alkoholabhängigkeit ist die häufigste Diagnose bei Suchterkrankungen in Österreich. Dennoch ist es nach wie vor ein Tabuthema. Aufgrund der großen gesundheitspolitischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Bedeutung stellt sich die Frage, wie riskantem und problematischem Konsum bereits vor Entstehen einer Suchtkrankheit begegnet werden kann. Der Suchtprävention kommt hier eine zentrale Rolle zu“, unterstreicht Mag. Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtprävention Wien. „Gesundheit wird als aktiv herzustellender Zustand und somit als Prozess verstanden, auf den sich diverse Einflussfaktoren positiv oder negativ auswirken können. Demgemäß sind die Entstehung und der Verlauf von Sucht als ein dynamischer Prozess zu sehen, der nicht linear verläuft und in dem viele unterschiedliche Entwicklungen möglich sind. Die Maßnahmen in der Alkoholsuchtprävention müssen sich dabei immer an die Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensphasen und Rollen richten.“ „Die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, der Umgang mit Stress und negativen Emotionen, Standfestigkeit, Kritik- und Problemlösefähigkeiten, Kommunikationsfertigkeiten und Aneignung von Wissen zum Thema fördern und stärken die persönlichen und sozialen Lebenskompetenzen. Sie unterstützen Menschen darin, verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen“, so Brunner abschließend.
Rauschbrillen – Mini-Parcours
Im Anschluss an die Pressekonferenz hatten die Teilnehmer der Pressekonferenz die Möglichkeit, mit sogenannten „Rauschbrillen“ einen Mini-Parcours mit unterschiedlichen Aufgaben zu begehen. Durch optische Verzerrungen simulierten die Brillen dabei das visuelle Gefühl eines mittleren bis starken Alkoholrausches und trugen damit zur Sensibilisierung bei.
Mag. Martin Block BA (Hauptverband)