Älteres Paar im Park; Foto: Halfpoint - Shutterstock.com


Frauen sind anders - Männer auch

Wissenswertes rund um Geschlechterunterschiede und Diabetes


19.09.2024 / Autor: Therapie Aktiv / Kategorie: Diabetes allgemein


„Männer sind das starke Geschlecht, Frauen das schwache“, „Starke Männer weinen nicht“, „Frauen neigen zu Hysterie“, „Frauen sind auf Dauerdiät“, „Männer lieben Fleisch“. Diese Ansammlung von Glaubenssätzen und Klischees rund um das Verhalten von Mann und Frau ließe sich endlos fortsetzen. Auch wenn diese rollentypischen Aussagen nicht oder nur teilweise zutreffen und Frauen Männern heute in vielen Lebensbereichen gleichgestellt sind: Frau is(s)t anders.


Mann und Frau; Foto: ViDI Studio - Shutterstock.comNicht nur auf körperlicher und seelischer Ebene, sondern auch im Gesundheitsverhalten und im Erleben von Erkrankungen unterscheiden sich Mann und Frau. Die sogenannte „Gendermedizin“ hat sich diesem Thema in den letzten Jahren gewidmet und herausgefunden, dass der weibliche Patient sich oft stark vom männlichen Gegenüber unterscheidet. Das gilt sowohl für Erkältungen als auch für Diabetes. Die Geschlechterunterschiede bei dieser Stoffwechselerkrankung sind bereits gut erforscht, weshalb die österreichische Diabetesgesellschaft diese seit einigen Jahren in ihren Leitlinien berücksichtigt. 

Wir haben hier die spannendsten geschlechterspezifischen Merkmale für Sie zusammengetragen, die direkt oder indirekt auch Diabetes betreffen.


Anders von Anfang an

Die Weichen für die Entwicklung zu Mann oder Frau werden schon bei der Zeugung gestellt. Ab der 7. Schwangerschaftswoche beginnen die Geschlechtsorgane des Embryos bereits mit der Hormonproduktion. Diese beeinflussen unter anderem auch das Immunsystem, die Schilddrüsenfunktion, die Leber, das Gehirn und vieles mehr!


Klein, aber oho

Durchschnittlich sind Frauen kleiner und leichter als Männer. Ihr Lungen- und Herzvolumen ist geringer, deshalb schlägt ihr Herz etwas schneller. Da der weibliche Körper von Natur aus weniger Muskelmasse und mehr Fett besitzt, verbraucht er aber auch weniger Energie.


Birne oder Apfel

Die weiblichen Hormone sorgen dafür, dass Frauen ihr Fett eher an Hüfte, Oberschenkel und Gesäß (Birnentyp) ansetzen, statt am Bauch (Apfeltyp) wie viele Männer. Mag es Frau vielleicht optisch nicht immer glücklich machen, aus gesundheitlicher Sicht sind die Fettansammlungen an Hüfte, Oberschenkel und Gesäß weniger bedenklich. Allerdings entfällt der hormonelle Schutz des „Birnentyps“ mit den Wechseljahren (Menopause), was dazu führt, dass Frauen oft an Bauchumfang zunehmen. Selbst bei Normalgewicht gilt: Ab einem Bauchumfang von 88 cm steigt für Frauen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen stark an! Männer weisen ab 102 cm ein erhöhtes Risiko auf.


Diagnose Diabetes – Frauen erkranken anders

Etwa 40 % der älteren Menschen sind von „Prädiabetes“, also dem Frühstadium des Diabetes, betroffen. Auch hier gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Während Männer meist früher erhöhte Nüchternblutzuckerwerte aufweisen, reagieren Frauen in diesem Stadium eher mit erhöhten Blutzuckerwerten nach den Mahlzeiten, während ihre Nüchternwerte oft noch im Normbereich liegen!
Da bei Vorsorgeuntersuchungen meist nur die Nüchternwerte gemessen werden, fällt Frau hier oft unter den Tisch. Der Diabetes wird deshalb oft zu spät erkannt. Ein Zuckerbelastungstest (oGTT), also der Wert 2 Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung, wäre bei Frauen mit Diabetesrisiko (z. B. Übergewicht, familiären Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes in einer ihrer Schwangerschaften) sinnvoller, um die Diagnose rechtzeitig stellen zu können.


Der weibliche Diabetes tritt anders in Erscheinung 

Erste Hinweise auf einen Diabetes bei Frauen unterscheiden sich oft von jenen bei Männern und werden oft irrtümlich Wechselbeschwerden zugeordnet. Eine Scheidentrockenheit kann z. B. ihre Ursache in einer durch erhöhte Blutzuckerwerte hervorgerufenen Schädigung der Blutgefäße im Vaginalbereich haben. Aber auch koronare Herzerkrankungen vor dem 45. Lebensjahr können auf einen Diabetes hindeuten.


Frau is(s)t anders

Frauen essen meist gesünder als Männer, da ihre Kost häufig pflanzenbetonter und ärmer an Fleisch und tierischen Produkten ist. Das Abnehmen fällt ihnen meist trotzdem schwerer als Männern. Das ist teilweise genetisch und hormonell bedingt. Hier hilft es, das Ess- und Trinkverhalten genau zu begutachten und angepasst an die persönlichen Ernährungsgewohnheiten, Veränderungen vorzunehmen. Ein lohnenswerter Ansatzpunkt bei Frauen mit Diabetes ist oft das Weglassen von zuckerhaltigen Getränken wie Limonaden oder Säften. Denn davon konsumieren Frauen oft mehr als männliche Betroffene. Bei Männern hingegen kann es nicht schaden, den Alkoholkonsum (also auch den von Bier und Most!) unter die Lupe zu nehmen.


Sport für Mann und Frau

Frau im Park; Foto: NDAB-Creativity - Shutterstock.comBewegung ist für beide Geschlechter wichtig — Frauen schaffen es jedoch seltener, sich die empfohlenen 30 Minuten täglich zu bewegen. Dabei deuten Studien darauf hin, dass Frauen schon von einem leichten Training wie z. B. Walken profitieren. Männer sind zwar generell aktiver, benötigen aber vermutlich intensivere Bewegung, damit sich dies günstig auf ihre Gesundheit auswirkt. Regelmäßiges Krafttraining, um die Muskelmasse davor zu schützen, im Alter abgebaut zu werden, ist für Mann und Frau wichtig! Angebote hierzu finden Sie auch unter www.jackpot.fit.  


Doppelbelastung als Gesundheitsrisiko

Frau mit Kopfschmerzen; Foto: fizkes - Shutterstock.com Die doppelte Belastung, der Frauen durch Beruf und Familie zunehmend ausgesetzt sind, wirkt sich auch gesundheitlich negativ auf das weibliche Geschlecht aus. Psychosozialer Stress, Stress im Job oder Schlafmangel begünstigen die Entwicklung von Diabetes bei Frauen eher als bei Männern. Besonders gefährdet sind diesbezüglich Alleinerzieherinnen und Migrantinnen.


Flaute im Schlafzimmer

Es ist bekannt, dass ein Viertel bis die Hälfte aller Männer mit Diabetes als Folge langer Zeit schlecht eingestellter Blutzuckerwerte Erektionsstörungen bekommt. Was nicht so bekannt ist: Auch die Hälfte der Frauen mit Diabetes hat bei unzureichender Therapie ebenfalls mit Sexproblemen wie Scheidentrockenheit, Schmerzen und fehlender Lust zu kämpfen. Oft wird dies fälschlicherweise dem Wechsel zugeschrieben. Rechtzeitig mit der Ärztin bzw. dem Arzt Ihres Vertrauens besprochen, ist meist Hilfe möglich!



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