Kostenlos, freiwillig und wirksam: Seit 2014 erhalten Familien, die unter besonderen Belastungen leben, in Wien Beratung und Begleitung über die Frühen Hilfen. Das zehnjährige Jubiläum wurde nun mit einer Fachveranstaltung gefeiert – und mit Erfolgszahlen aus den vergangenen Jahren.
Am 14.11.2024 fand zu diesem Anlass eine Feier im Dachverband der Sozialversicherungsträger statt. Rund 200 Fachpersonen aus dem Frühe Hilfen-Netzwerk widmeten sich spannenden Fachvorträgen zum Thema „Digitaler Kinderschutz von Anfang an: Auswirkungen von Medienkonsum auf die frühkindliche Bindung und Entwicklung“. Im Anschluss an das offizielle Fachprogramm wurde gemeinsam mit Wegbegleiter*innen sowie Stakeholdern der zehnte Geburtstag gefeiert.
Frühe Hilfen haben das Ziel, die Entwicklungschancen von Kindern frühzeitig und nachhaltig zu verbessern, familiäre Belastungen zu reduzieren, Ressourcen zu nützen und die Eltern-Kind-Bindung zu stärken. Seit zehn Jahren beraten multiprofessionelle Familienbegleiter*innen werdende Familien und Familien mit Kindern bis zum Alter von drei Jahren im Rahmen von Hausbesuchen und vermitteln passgenau Unterstützungsangebote aus dem Frühe Hilfen-Netzwerk. Dazu zählen z. B. Hebammen, Psychotherapeut*innen, Kinderbetreuung oder Wohnberatung.
10 Jahre Frühe Hilfen Wien
Die erste Versorgungsregion in Wien wurde 2014 rund um die Klinik Ottakring vom Hebammenzentrum aufgebaut. Seit 2015 werden Frühe Hilfen im Auftrag der Österreichischen Gesundheitskasse von der Kinderschutzorganisation die möwe umgesetzt, drei Jahre später in der gesamten Region Wien West. Durch die Mittel im Rahmen des Europäischen Aufbau- und Resilienzfonds (RRF) konnte der flächendeckende und bedarfsgerechte Auf- und Ausbau des Angebots in Wien ab 2023 erfolgen. 2024 wurden die Frühen Hilfen rechtlich verankert. Es handelt sich um eine gemeinsame Strategie von Bund, Ländern und Sozialversicherung, und um ein Musterbeispiel für ein gelungenes „Health in all Policies“-Programm. Umgesetzt werden die Frühen Hilfen Wien von der möwe, Volkshilfe Wien und Diakonie im Auftrag der Österreichischen Gesundheitskasse.
In zehn Jahren mehr als verzehnfacht
Während das erste Frühe Hilfen-Team aus vier Hebammen bestand, sind seit 2024 über 50 Familienbegleiter*innen mit zahlreichen beruflichen Qualifikationen und Sprachkenntnissen in ganz Wien unterwegs, um Familien bestmöglich zu erreichen und zu unterstützen. In den letzten 10 Jahren wurden über 4.500 Familien von den Frühen Hilfen Wien betreut, rund 2.000 Familien wurden längerfristig mit einer durchschnittlichen Dauer von 290 Tagen begleitet. Seit der Ausrollung 2023/24 waren rund 2.200 Familien mit den Frühen Hilfen Wien in Kontakt und es haben über 1.000 längerfristige Familienbegleitungen stattgefunden.
Die Hälfte der Familien hat sich selbst bei den Frühen Hilfen Wien in der Telefonzentrale gemeldet, rund 44 Prozent der Familien wurden von einer anderen Institution oder von Fachpersonen vermittelt. Über ein
Drittel der Zuweisungen kam dabei über Krankenhäuser (Geburtskliniken). Die häufigsten Gründe für eine Familienbegleitung waren Überforderung oder Unsicherheit der Eltern, fehlendes soziales Netzwerk, existenzielle Sorgen, Entwicklungsauffälligkeiten oder erhöhte Betreuungsanforderungen des Kindes sowie psychische Erkrankungen der Eltern.
Rund 22 Prozent der Mütter wurden bereits in der Schwangerschaft begleitet, 26 Prozent waren alleinerziehend. Frühe Hilfen zielen darauf ab, die gesundheitliche und soziale Chancengerechtigkeit zu fördern und insbesondere sozioökonomisch benachteiligte Familien bzw. Familien mit besonderen Belastungen zu erreichen, was in Wien gelungen ist.
Stimmen zum Jubiläum
Christoph Wiederkehr, amtsführender Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz: „Ich finde es großartig, dass diese Initiative vor 10 Jahren entstanden ist mit der Vision, Jungfamilien Unterstützung anzubieten. Ich freue mich, dass die Frühen Hilfen jetzt flächendeckend in ganz Wien arbeiten können und dadurch einen großen Nutzen für die Familien und insbesondere für die Kinder stiften. Die Frühen Hilfen sind ein echtes Vorzeigeprojekt!“
„Die Frühen Hilfen Wien sind ein Erfolgsprojekt aus der Zusammenarbeit von der Sozialversicherung, der Stadt Wien und dem Bund und ein klares Bekenntnis zur Bedeutung von frühzeitiger Gesundheitsförderung. Damit unterstützen wir werdende Eltern in dieser herausfordernden Zeit von Anfang an und begleiten Familien vor allem in belastenden Situationen rasch und niederschwellig. Durch frühzeitige präventive Angebote und aktive Hilfestellungen können wir gezielt die Unterstützung anbieten, die benötigt wird und sicherstellen, dass Kinder und Eltern gut beraten und betreut sind. Ich freue mich, dass wir mit den Frühen Hilfen einen wichtigen Beitrag zur gesunden Entwicklung der Kinder leisten“, betont KommR Martin Heimhilcher, Landesstellenausschuss-Vorsitzender der ÖGK in Wien.
Hedwig Wölfl, die möwe: „Prävention ist die wirksamste Maßnahme, um Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Seit 10 Jahren unterstützen die Frühen Hilfen Familien in belastenden Situationen - es ist eine Freude, dass dadurch für 4.500 Kinder in Wien die Chance auf liebevolle Beziehungen und ein gesundes Aufwachsen erhöht werden konnte.“
Über Frühe Hilfen
Die Frühen Hilfen unterstützen Schwangere und Familien mit Kleinkindern im Alter bis drei Jahren. Ziel ist die Förderung der Gesundheit und die gezielte Frühintervention in herausfordernden Situationen. Dazu berät und begleiten Familienbegleiter*innen die Familie und organisieren, falls notwendig, auch Unterstützung.
Die Frühen Hilfen Wien sind telefonisch (Mo-Fr. 09.00-17.00 Uhr) unter 01/38 9 83 sowie per E-Mail anfrage@fruehehilfen.wien erreichbar. Mehr Informationen unter www.fruehehilfen.at.